Zunächst ist es fast immer der gleiche Weg, den der Stift nimmt – ein Kopf, eher das Gesicht, der Hals, die Augen, eine Nase, ein Mund, manchmal keiner oder mehrere.

Der Stift ist gut gespitzt und die Linie schneidet die Form in das Papier.

Die Farben kommen dazu, sie legen sich wie Schichten auf das Gesicht, den Hals und Rumpf, wandern in die Fläche hinein, erfinden eigene Welten und Gefühle.

Die Figuren, eigentlich sind es Frauen, bei manchen verschwindet das Weibliche und sie werden eher zu Wesen, sehen aus dem Papier heraus, aber sie sind nicht Ich.

Sie sind mir unbekannt.

Der Stift erfindet weiter, er lässt Äste wachsen, Tiere und Kinder, Dinge.

Die Farbe deckt zu, umhüllt, verbirgt, leuchtet.
Die auf diese Weise entstehenden Zeichnungen sind zart, man muss nah an sie herangehen, um sie anzusehen, ich hänge sie an die Wände meiner Räume und verbringe einige Wochen und Monate damit, sie auf mich wirken zu lassen.
Manchmal wünsche ich mir, dass sie auch ohne meine Hand weiterwachsen, durch meinen Blick, der unfertige Stellen entdeckt, das Ich, das entscheidet, welche Figur sich ausreichend gezeigt hat.

Sie warten.

Ich nehme einzelne Zeichnungen wieder ab und arbeite an ihnen weiter. Andere widersetzen sich
dem Weiter.

Ob man ihnen mehr Gewicht verleihen sollte? Sie zwingen, das Weiß zu bewuchern, noch mehr Äste und Dinge zu treiben. Sie hinter ein Glas sperren. Einen Rahmen um sie herum legen.

Ich entscheide mich für das fragile Gleichgewicht zwischen Zeichnung, Farbe und dem weissen Papier.

Es sind viele.

Sie erfinden sich durch mich hindurch.