„Leben“ zu erzählen ist eine komplexe Sache. Vielleicht gelingt ein transparenter Blick durch die Gegenwart hindurch in subjektive Wahrnehmungsbereiche von Personen, in die Vergangenheit, in die Beziehungen der Menschen zu anderen und zu dem Ort, an dem sie sich befinden.

Räume sind angefüllt durch die Ereignisse, die einmal in ihnen stattgefunden haben. Wir sind in der Zeitspirale an einem bestimmten Punkt und dann sofort am Nächsten. Unsere Gegenwart wird bestimmt durch Bisheriges. Der Moment ist flüchtig und was wir darin waren, verblasst und wirkt in die Zukunft. In der Transparenz des Augenblicks werden diese anderen Zeiten sichtbar, ihre Beziehung zum Augenblick und dessen Durchdringung, durch die sie selbst sich wieder im Augenblick regenerieren.

Ein sich Befinden in Raum und Zeit, das Erleben von Gegenwart, die im selben Moment schon wieder Vergangenheit ist, wird noch verwirrender und geheimnisvoller, wenn die Erinnerung an etwas gerade Gewesenes schwächer ist, als die Erinnerung an etwas lange Zurückliegendes, jedoch Prägnantes. Die Stärke und Schwäche von Erinnerungen bestimmen deren Qualität und somit den Einfluss auf den Moment. Damit wird jede Idee von Objektivität und Tatsächlichkeit in den Bereich des Unmöglichen verwiesen.

Das Dasein bekommt angesichts solcher Gedanken etwas sehr Zerbrechliches. Dinge die bisher fest waren, werden durchsichtig. Konkrete Körper verschwinden in der Zeit und wirken trotzdem im Raum. In diesem Sinne sind sie gebunden.

Der Raum als Ort außerhalb des Körpers findet manchmal Entsprechung in Orten innerhalb der durch Linien definierten Körperhüllen. Organe wie das Herz z.B. sind Hohlköper, beherbergen Lebensnotwendiges, während sie selbst vom Körper beherbergt werden, dieser wiederum vom architektonischen Raum. Weitere Elemente wie z.B. auseinander gefaltete Schachteln und den ihnen innewohnenden Möglichkeiten des Raumkörpers dienen der Erweiterung und Reflektion der Geschichte, Zweidimensionalität triff auf Dreidimensionalität. Auf Grundrisse reduzierte Räume sind wie ein Kaleidoskop für das in ihnen stattfindende Leben.

Ich versuche in meinem Arbeiten diese Schichtungen sichtbar und fühlbar zu machen.

Vita
Katrin Köster wurde 1962 in Bremen geboren, absolvierte ein Studium an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach, Schwerpunkt Film. Sie beschäftigte sich für Filmentwicklung, Trick, Kamera, Schnitt, Dramaturgie, Drehbuch, Regie und nutze das Studium zum exzessiven Experimentieren.

1992-1996: Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung, OF, Fachbereich Film.

Seit 1996: Freiberufliche Tätigkeit im Bereich Film u.a. als Cutterin, Drehbuchautorin, Dramaturgin, Co-Regiesseurin und Trick-Kamerafrau.
Freischaffende Künstlerin (Malerei, Zeichnungen, Objekte, Installationen).

Seit 2008: Mitglied im Bund Offenbacher Künstler BOK, Offenbach.

E-Mail: katrinkoester@web.de